(Teil I) Diagnose Krebs - die Orientierungsphase
So sieht er aus - der Blaue Ratgeber von der Deutschen Krebshilfe 😊
Die Diagnose Krebs … ein Wort, dass man nie
hören wollte, weder bei sich, noch bei anderen. Wenn man vorher nicht damit
konfrontiert war, fällt es schwer ein positives Bild oder auch nur einen
Gedanken der vom Sterben abweicht, zu finden. Als ich meine Diagnose bekam war
meine erste Frage: „Wie lange hab´ ich denn noch?“ – denn um ehrlich zu sein
habe ich Krebs im ersten Moment nicht wirklich für eine machbare Sache
gehalten und hatte keinen Peil was Lymphdrüsenkrebs überhaupt ist.
Was ich gelernt hab ist, dass Krebs nicht gleich Krebs ist, selbst
wenn man vielleicht sogar die selbe Diagnose hat, ist diese Erkrankung so
individuell wie jeder einzelne von uns. Letztendlich sind Statistiken über die
Sterblichkeitsrate, Infos von Betroffenen in Foren oder auch mein Blog hier nur
Richtwerte und nicht allgemeingültig. Jeder Betroffene muss da seinen eigenen
Weg finden, die Infos von anderen Betroffenen können helfen, aber auch unglaubliche
Angst machen. Ich zum Beispiel wollte mich am Anfang über den Krankheitsverlauf
informieren und Erfahrungsberichte einholen… und jedes Mal saß ich am Ende
heulend da, weil die Menschen teilweise „Horrorgeschichten“ über die Chemos und
Nebenwirkungen erzählen und mich das unglaublich verunsicherte, weil ich dachte
das wird bei mir dann auch genau so sein. Letztendlich hab das stöbern sehr
schnell sein lassen, weil ich gemerkt habe, dass auch jeder psychisch anders mit
der Diagnose Krebs umgeht und Foren scheinbar nix für mich sind. Wie Michi immer gesagt hat: "In einem Forum wird sich wohl kaum einer melden, um zu diskutieren, wie gut es bei ihm läuft." - "Die meisten melden sich dort, weil sie Angst oder bestimmte Probleme haben" - Es mag Ihnen ein solcher online Austausch helfen und Sicherheit geben, ich möchte das auch auf keinen Fall verurteilen! Solch beschriebene Situationen sind schließlich immer eine
Sache der jeweiligen Sichtweise und damit auch sehr subjektiv - in die Menschen dahinter, ihr Umfeld usw. kann man schließlich nicht reinschauen. Mein Weg ist es bei Nebenwirkungen und sonstigen Problemen lieber erstmal mit meinem Onkologen zu sprechen - das gibt mir Sicherheit.
Wenn man im
Diagnoseschock steckt und alles im Hirn schwirrt ist es sehr sehr schwer
objektiv, rational und unbeeinflussbar von solchen Berichten zu sein – mir hat
damals z.B. mein Papa geholfen, indem er mir mein Handy aus der Hand genommen
hat und es weggelegt hat. Einfach damit ich wieder im Hier und Jetzt ankommen
kann – denn ich bin ich und die anderen sind die anderen.
Aber gerade am
Anfang, wenn alle Sicherheiten wegzubrechen scheinen, sucht man nach irgendwas
– irgendwas, was Klarheit verschafft, einen Anhaltspunkt, Vergleich – da man
jetzt in unbekannte Gewässer segeln muss und keine klare Landkarte mit auf den Weg
bekommen hat. Man muss sich erst rein finden in die Thematik, Vertrauen aufbauen zu Ärzten und Schwestern und die ganzen Erfahrungen von anderen, die vielen gut gemeinten Ratschläge zu Ernährung und co. auch erstmal sortieren und filtern. Wenn man alle Erfahrungsberichte in einen Topf wirft, von jedem etwas rauspickt und
diese Infos dann vermischt, das ist dann vielleicht annähernd dein
Krankheitsverlauf – ich denke es ist klar, was ich damit sagen will.
Es ist
völlig natürlich nach Anhaltspunkten zu suchen, aber auch genau das sollten sie
sein, nicht mehr und nicht weniger. Ich denke das Ziel ist es, das richtige Maß
zu finden und am Anfang auszutesten, welche Informationsquellen einem selbst
die meisten Sicherheiten geben und welche Art von Austausch einem gut tut. Da gibt es Ärzte, Schwestern, Patienten, Bücher,
Infobroschüren, Infoseiten, YouTube Beiträge, Blogs und Foren oder vielleicht
hat man sogar jemanden im Bekanntenkreis – also ziemlich viele Möglichkeiten um
an Anhaltspunkte zu kommen. Aber immer im Hinterkopf behalten, dass alles
individuell ist und nichts ein muss ist, sondern ein kann. Es zeigt sich nach
den ersten Chemos recht schnell, was tatsächlich auf einen zutrifft und was
ganz anders ist.
Was Infos angeht, gibt es bei mir z.B. in der Tagesklinik eine
Wand mit blauen Ratgebern (Deutsche Krebshilfe) über die verschiedenen
Krebsarten und ich finde auch die Seite der Studiengruppe maligner Lymphome
sehr gut, um an Infos über die Krankheit zu kommen. Man kommt in der Onkologie
auch sehr schnell mit anderen Krebspatienten ins Gespräch, wie im normalen
Leben auch, merkt man wo die Chemie stimmt und wer einen eher runterzieht. Aber
gerade was die Nebenwirkungen betrifft, findet man dort immer jemanden, der mit
einem im Boot sitzt und die eigene Situation nachfühlen kann - und zu wissen, das man nicht alleine kämpft, tut am Anfang auch schonmal gut.
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