Das Staging - 03.01.2018 - Teil IV




Wie man sich vorstellen kann, war die Nacht nicht gerade toll – tausend Gedanken schwirrten mir im Kopf rum und ich fühlte mich wie ferngesteuert, als wir ins Krankenhaus fuhren. Wir mussten recht früh da sein, um 8.30, denn die Ärzte hatten viel mit mir geplant:


-          CT-Hals, Thorax, Abdomen
-          UKG
-          Lungenfunktion mit Diffusion
-          Knochenmarksbiopsie
-          EKG
-          Aufklärung Port
-          Fadenzug
-          Festlegung des weiteren Procederes

Zunächst wurde auf Station ein großes Blutbild gemacht. Der LDH war bereits um die Hälfte reduziert, da der eine Tumor ja schon mal draußen war.




Ein junger Arzt klärte mich über den Port und die Op, über die Knochenmarkspunktion, sowie über das anstehende CT auf und zog die Fäden meiner Op. Dann gingen Michi und ich in den 1. Stock zum EKG, UKG und Lungenfunktion + Diffusion. Ich weiß noch, wie wir in dem Gang saßen und ich einfach angefangen hab zu heulen – es war viel zu viel in so kurzer Zeit und ich war völlig überfordert. Der Lungentest lief schlecht, so schlecht, dass ich ihn 3 mal wiederholen musste und am Ende ein Lungenspray bekam. Da ich noch nicht wusste wo überall noch Überraschungen waren, war mir dann ziemlich klar, dass im Lungenbereich was sein musste – ich bekam Panik vor den anderen Untersuchungen und fühlte mich furchtbar machtlos. Michi – der natürlich auch Panik hatte – versuchte trotz allem Ruhe zu bewahren und fing mich auf so gut es ging, denn ich hing völlig in den Seilen. Mit dem Ergebnis in der Hand und einem flauen Gefühl ging ich also nun zu Station 2, dem Herz Ultraschall. Die Ärztin war ganz lieb und sehr verständnisvoll, sie nahm sich viel Zeit, erklärte mir, was auf dem Monitor zu sehen ist und mit meinem Herz war gottseidank alles in Ordnung.
Zurück auf dem Zimmer warteten bereits 3 - 0,5l Becher mit Kontrastmittel auf mich – davon sollte ich stündlich einen trinken. Michi und ich setzten uns aufs Bett und sahen aus dem Fenster. Der Tag war sehr grau und trist, draußen regnete es in Strömen und mir hätte es eigentlich schon gereicht für den Tag.



Die Zeit verging unglaublich langsam, gedankenversunken gingen wir im Zimmer hin und her, setzten uns immer wieder, ich trank meine Becher (die schmeckten wie Wick Medi Night – pfui) und irgendwann kam eine neue Zimmergenossin ins Zimmer. Es war eine ältere Dame, mitte 70, die natürlich furchtbar neugierig war und es gar nicht erwarten konnte uns ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Auf meine Krebsdiagnose musste sie mir natürlich erzählen wie elendig ihre beiden Geschwister an Krebs verstorben sind und wie grausam das war, ihr Bruder wog nur noch 40kg – Empathie von einem Wurstbrot. Ich nahm meinen letzten Becher und wir gingen, einfach nur weg von diesem Menschen. Für schlagfertige Antworten oder Diskussionen waren wir beide an diesem Tag nicht in der Verfassung. Wir gingen im Krankenhaus umher und fanden ein ruhiges Plätzchen, ehe wir in die Radiologie gingen. Das CT war um 17 Uhr und ging sehr schnell – ein Ergebnis sollte ich morgen bekommen. (Hier die Bilder, die bekam ich zusammen mit dem Zwischen-CT)






Meine Eltern kamen am Abend, die alte Dame machte auch vor Ihnen keinen Halt – wurde aber recht schnell eingebremst. Michi blieb noch bis 20.00, vom Nachtdienst ließ ich mir ein Schlafmittel geben und machte früh das Licht aus, denn auf Gespräche und Geschichten hatte ich heute echt keine Lust mehr. Am nächsten Morgen kam mein behandelnder Onkologe zur Visite, er sagte mir ich habe einen großen Tumor unter dem Brustbein – ich fragte wie groß – und er meinte die Größe sei egal, den bekommen wir mit der Chemo schon klein. Ansonsten hätten sie nichts gefunden, außer eine Zyste am linken Eierstock, aber um die kann man sich falls nötig nach der Chemotherapie kümmern. Michi kam in der Früh um 10 Uhr und begleitete mich zu meiner Knochenmarksbiopsie, die mein Lymphologe durchführte. Ich wurde mitsamt meinem Bett ins Erdgeschoss in ein Behandlungszimmer geschoben und sollte mich dort auf die Seite legen. Ich bekam zwei Spritze am Beckenkamm bis zum Knochen runter und dann wurde das Mark entnommen – man spürt dank Betäubung nicht mehr als einen Druck im unteren Rücken (Hier ein Video zur Beckenkammpunktion: https://www.youtube.com/watch?v=KCjrTPFdUwE ) also weniger schlimm als es aussieht. Danach musste ich 2h auf einem Sandsack liegen und wurde noch am selben Tag entlassen.

Für den nächsten Tag war mein Termin in der Kinderwunschklinik und am 08.01. die Besprechung des Knochenmarksbefunds und der Chemotherapie mit meinem Lymphologen veranschlagt. Doch jetzt ging es erstmal nach Hause, die zwei Tage kamen mir vor wie eine Ewigkeit, doch ich bin froh, dass es so bündig „abgearbeitet“ wurde, denn so wusste ich dank der guten Oragnisation schnell was (so grob) Sache ist.

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